Vorbereitung auf Training und Wettkampf im Bogenschießen

Hier geht es um die unmittelbare Vorbereitung auf das Bogenschießen, nachdem man seinen Bogen montiert hat und was man tun will, um sich optimal auf Training/Wettkampf vorzubereiten.
Es geht nicht darum, irgendein neues Element in den Schießablauf einzufügen, also seinen eigentlichen Schießstil zu ändern, wenn sich dieses neue Element als erfolgversprechend herausstellt. Dieser Hinweis ist wichtig, ich habe ihn aufgrund der Kritik eines users in im Forum Bogensportwissen.eu eingefügt. *)
Den sog. "lizensierten" ABC Trainern wird wohl beigebracht, dass die Schützen*innen ein sog. Aufwärmtraining, das möglicherweise aus irgendwelchen Muckibuden stammt oder aus Fitnessanleitungen abgeschrieben wurde, durchführen sollen und das möglichst in Gemeinschaft.
Da werden die Händchen bewegt (Wie das Fähnchen auf dem Turme sich bewegt bei Wind und Sturme, so soll'n sich ...), die Arme kreisen wie Windmühlenflügel bei Windstärke 5, die Therabänder schnappen ab, man muß richtig vorsichtig sein, wenn man durch so eine Gruppe durchgehen will.

Gibt es dafür plausible Gründe?
Treten beim Bogenschießen ähnlich explosiv extrem starke Muskelspannungen wie beispielsweise beim Hoch- Weit- Stabhochsprung, oder Gewichtheben oder Turnen oder Boden- oder Geräteturnen auf? Oder bei irgendwelchen Ballsportarten?
Ist Bogenschießen wenigstens eine Kraftausdauersportart?

Beide Fragen können eindeutig mit "Nein" beantwortet werden. Bei der ersten reicht eine Plausibilitätsprüfung, die Verneinung der zweiten wurde hier an Hand einer verkehrten Aussage eines Trainers B (Günter Kuhr) nachgewiesen. Es war für mich erschreckend, festzustellen wie primitiv die Kenntnisse über einfache physikalische Zusammenhänge bei diesem Trainer waren.

Weiter ist zu bemerken, dass dieses Aufwärmtraining noch fragwürdiger wird, wenn man überlegt, dass nach drei (sechs) Pfeilen Ruhe ist. Eigentlich müßte, wenn tatsächlich ein Sinn dahinterstände, nach jeder Passe das Aufwärmen wiederholt werden.

Zusammenfassung: Dieses "Aufwärmtraining" ist Zeitverschwendung. Es hat keinen Nutzen.

Ergänzung am 04. Feb. 2019: Im Forum Bogensportwissen.eu fand ich unter "Training/Trainingslehre" diese hochinteressante Zusammenfassung über Dehnübungen.

Bogenschießen ist -wie alle Schießsportarten- ein Geschicklichkeits- und Konzentrationssport. Auf diese Anforderungen muß man sich einstellen. Es wird richtig sein, sich geistig auf das Schießen einzustellen und die Belastungen und Ablenkungen des Tages in den Hintergrund zu drängen.

Grundlage "Autogenes Training"

Da gibt es das "autogene Training". Das ist kein esoterischer Dummquatsch, hier sind die Wirkungen, die bei regelmäßiger Anwendung entstehen, nachgewiesen. Ich persönlich habe es vor langer Zeit, als ich beruflich unter hohem Stress stand, in einem Lehrgang gelernt. Ich habe es konsequent angewendet, auch heute noch.
Ich bin mir sicher, das es im Internet gute Anleitungen gibt, es zu lernen und man kann es sicherlich auch aus Büchern, die mit Sicherheit nicht sehr teuer sein werden, lernen.
Das Können der einfachen Grundlagen des autogenen Trainings setze ich hier voraus.

Checkliste

Der Schütze*in stellt sich mit Hilfe von Schützenbrüdern/schwestern/vernünftigen Trainern eine Liste auf, in der die persönlich wichtigen Punkte über den Schußablauf aufgeführt werden. Hier im weiteren Checkliste genannt. Die nachfolgende Liste ist nur ein Beispiel und muß zwingend auf die Punkte, die persönlich wichtig sind, angepasst werden. Sie darf nicht, in keiner Form, als eine Art "Zehn Gebote" mißbraucht werden.

Beispiel:

  1. Gerade Hinstellen, Schultergelenke nach hinten schieben
  2. Kopf gerade, zur Zielfläche schauen
  3. Pfeil einnocken, Sehne konzentriert anfassen, Finger platzieren
  4. Etwas den Bogen spannen, Druckpunkt in Bogenhand identifizieren
  5. Bogenarm anheben, Visier zur Zielfläche ausrichten
  6. Bogenarmellbogen nach außen drehen, Zugarmellbogen auf Linie Druckpunkt Bogenhand-Pfeilnock ausrichten
  7. Schultergelenke nach hinten schieben
  8. Gleichmäßig, mit abfallender Zug-Geschwindigkeit zum Anschlag im Gesicht spannen
  9. Bewegung des Visierbildes über die Zielfläche konzentiert beobachten, Visierkorn scharf sehen, Spannen
  10. Spannen
  11. "Klick!"
  12. Nachhalten, Nachspannen
  13. Feedback der Waffe beobachten
  14. Absetzen

Aus dieser Checkliste extrahiert Schütz*in die für ihn wichtigsten Punkte. Diese Liste nenne ich "Mantra". Dieses Mantra sollte er nicht mit anderen durchsprechen/diskutieren, es ist seine ganz persönliche Sache. Und dieses Mantra muß nicht für alle Zeiten festgelegt sein, es kann von ihm beliebig geändert und angepasst werden.

Anwendung

Es wird richtig sein, vor dem Schießen Konzentrationsübungen durchzuführen und die Konditionierung des Regelkreises Gehirn-Muskelgruppen zu aktivieren.

Man versetzt sich durch "Autogenes Training" in den Zustand der Ruhe, weckt sich aber bei Erreichen dieses Zustandes nicht auf.

Der Schütze*in geht in diesem komfortablen Zustand des autogenen Trainings sein Mantra durch, Punkt für Punkt. Je nach Wichtigkeit verharrt er bei den Punkten länger oder kürzer.

Wieviel meditative Schüsse er durchgeht, hängt von der zur Verfügung stehenden Zeit ab. Nach Ablauf der Zeit weckt sich der Schütze selber auf.
Die Hilfsmittel, die er für diese Vorbereitung braucht, ist eine Sitzgelegenheit. Noch nicht mal einen Stuhl, eine Bank/Hocker reicht.

Diese Konzentrationsübung dauert ca. 10 Minuten. 5 Minuten, um sich selber in den "Ruhezustand" zu versetzen und weitere 5 Minuten um fast fünf Schüsse meditativ durchzuführen. Es ist die beste Vorbereitung auf das nachfolgende Training bzw den Wettkampf.

Mit dieser Übung aktiviert und verstärkt der Schütze*in seine Konditionierung. Je häufiger sie durchgeführt wird, umso robuster und weitreichender die Konditionierung, umso gleichmäßiger wird der Schußablauf sein. Er kann diese Übung sogar während des Schießtrainings wiederholen. Es geht auch zwischen den Schüssen einer Passe. Man muß es halt üben.

Anschließend an diese Vorbereitung vor dem Trainings/Wettkampfschießen ist es sehr gut, eine Übung mit dem Theraband anzuschließen. Kein primitives "Abschnappen lassen" und so tun, als würde man einen Schuß simulieren. Dieses Gehabe ist kontraproduktiv, es hat nichts zu tun mit dem dynamischen Verhalten der Waffe und des Schützen*in während des Schusses. Möglicherweise wird dadurch sogar die Signalübertragung vom Gehirn zu den Beugemuskeln der Zughand gestört.

Die Übung mit dem Theraband nach dem autogenen Training sieht wie folgt aus: Hier ist der Link, der diese Übung beschreibt, ein Zitat aus dem untergegangenen Bogensportforum.

In dem von meiner Frau und mir geleiteten Anfängerkurs bekommen die Teilnehmer in der ersten Stunde ein Theraband ausgehändigt, mit der Bitte, während des Kurses jeden Tag 5 Minuten diese Übung durchzuführen. Das geht sogar im Fernsehsessel...

Schlußbemerkung

Ich habe versucht, kurz und trocken die Vorbereitungszeit vor dem Training/Wettkampf so einfach wie möglich zu beschreiben.Voraussetzung ist die Anwendung des einfachsten Verfahrens des autogenen Trainings. Das kann man leicht lernen, und diese Mühe sollte ein egagierter Sportschütze*in auf jeden Fall aufbringen. Hier auf meiner Website sind die Grundlagen dieses kurzen Artikels zu finden,

beispielsweise hier


und hier. Das Video, dass Markus Wagner nennt, ist sehenswert. Und natürlich ist das, was er da geschrieben hat, lesenswert (Lach... sonst stände es nicht auf meiner Website...)

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass zwischen der Vorbereitungszeit Training und Vorbereitungszeit Wettkampf kein Unterschied bestehen darf.
Dieser Artikel unterliegt meinem Urheberrecht, eine Verwendung als Kopie ist im Verein selbstverständlich erlaubt.

*) am 5. Nov 2018 geändert, Danke für die Mitarbeit.

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